Mit Absage der Olympischen Spiele und vieler anderer Wettkämpfe gehen für die Sportler wichtige Ziele verloren. Zunächst hat die endgültige Absage für 2020 erstmal zu Erleichterung nach der Ungewissheit geführt. Nun wirft die Situation aber weitere Probleme auf. Für die Spitzensportler, aber auch für alle anderen Sportler und Trainer sind viele Ziele weggefallen. Dazu rät Sportpsychologe Dr. Kai Engbert von Sportpsychologie München im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: „Um nicht zu stark ins Corona-Loch zu fallen, gilt für Spitzensportler dasselbe, was für alle anderen Menschen auch gilt. Stichworte wie Struktur und Disziplin sind gefragt, aber auch Kreativität und Gelassenheit.
Man muss versuchen, eine Struktur beizubehalten und neue Ziele und Aufgaben anpacken. Was sind jetzt für die nächsten Wochen meine Ziele, jenseits von Wettkampfzielen? Wie sieht mein Tagesplan aus? Es ist für die Motivation wichtig, dass solche Prozesse und Etappenziele da sind. Und die Gemeinsamkeit. Für die Trainer ist es jetzt enorm wichtig, ihre Trainingsgruppen zusammenzuhalten, mit allen zu telefonieren. Alles, was hilft, die Interaktions- und Kommunikationsprozesse, die wir sonst im gemeinsamen Training haben, auch auf die Distanz nicht zu verlieren. Das ist für uns Menschen und gerade für Sportler wichtig“.
Interview zum Corona-Loch in der Süddeutschen Zeitung
Dabei ist es für Trainer aller Bereiche auf jeden Fall wichtig, junge Athleten aufzufangen und in Einzelgesprächen neue Ziele für die nächsten Wochen zu definieren. Ein gewisses Corona-Loch ist auch erstmal ganz normal, findet Sportpsychologe Dr. Kai Engbert. „Das ist eine normale menschliche Reaktion in dieser Situation. Schwierig wird es, wenn man sich dauerhaft einigelt und kaum Aktivität mehr zeigt. Die meisten Leute zeigen nach so einem Einschnitt aber doch eine gesunde Orientierungsreaktion, schlucken eine Zeit lang, aber sagen dann: Jetzt muss ich schauen, wie es weitergeht. Wer von sich aus nicht aus dem Corona-Loch kommt, bei dem ist es umso wichtiger, dass ihr soziales Umfeld sie ein bisschen anstupst, sie mitzieht.“